2 Jahre, nachdem der Staatsbankrott von Ungarn abgewendet wurde, steht nun Griechenland kurz vor der Pleite. Die Renditen für griechische Anleihen sprangen in den 2-stelligen Bereich, nachdem internationale Ratingagenturen diese als "Junk" eingestuft hatten. Griechenland bekommt damit kein Geld mehr am regulären Finanzmarkt, um seine alten Anleihen abzulösen. In den nächsten 3 Jahren ist vorerst ein Finanzbedarf von über 150 Milliarden EUR nötig. Als Kreditgeber sollen nun IWF und die anderen EU-Staaten herhalten. Nur wenn der griechische Staat seine Einnahmen durch Steuererhöhungen und drastische Einsparungen erhöht, ist das Vertrauen wieder zurückzugewinnen und eine Rückzahlung der aufgenommenen Gelder einigermaßen realistisch. Wieso man Griechenland Kredit ohne Sicherheiten gibt ist mir ohnehin ein Rätsel. So könnten z.B. die Inseln beliehen werden.
Weitere Kandidaten für einen Anleihecrash sind Portugal, Spanien und Italien. Deren Schuldenaufnahme in den nächsten 3 Jahren ist dann allerdings zu groß, als dass die restliche EU dafür bürgen könnte. Ein Zusammenbrechen der Währungsunion wäre eine mögliche Folge. Ist erst einmal ein Vertrauensverlust in eine Währung eingetreten, wie in Argentinien vor einigen Jahren, dann bleibt nur noch eine (teilweise) Streichung der Schulden und ein Neuanfang.

Mehr dazu bei http://www.jjahnke.net/rundbr70.html#1996
Obwohl S&P Portugal mit A- schlechter bewertetet, als Spanien mit AA, ist die Situation in Spanien m.E. wesentlich dramatischer. Wie sollen bei einer Arbeitslosenquote von 20% die Staatseinnahmen erhöht werden? Auch England ist mit einem Haushaltsdefizit von 11,5% zum BIP nicht gerade kreditwürdig. Doch hier kann der Markt das Pfund abwerten und der Wirtschaft indirekt helfen.
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Entwicklung des jeweiligen Haushaltssaldos der einzelnen EU27-Staaten, gemessen in % vom BIP. Fast alle Länder verfehlen das Mastrichtkriterium von 3% deutlich.
Land |
2007 |
2008 |
2009 |
Schweden |
+ 3,8 |
+ 2,5 |
- 0.5 |
Luxemburg |
+ 3,6 |
+ 2,9 |
- 0,7 |
Estland |
+ 2,6 |
- 2,7 |
- 1,7 |
Finnland |
+ 5,2 |
+ 4,2 |
- 2,2 |
Dänemark |
+ 4,8 |
+ 3,4 |
- 2,7 |
Deutschland |
+ 0,2 |
0,0 |
- 3,3 |
Österreich |
- 0,4 |
- 0,4 |
- 3,4 |
Malta |
- 2,2 |
- 4,5 |
- 3,8 |
Bulgarien |
+ 0,1 |
+ 1,8 |
- 3,9 |
Ungarn |
- 5,0 |
- 3,8 |
- 4,0 |
Italien |
- 1,5 |
- 2,7 |
- 5,3 |
Niederlande |
+ 0,2 |
+ 0,7 |
- 5,3 |
Slowenien |
0,0 |
- 1,7 |
- 5,5 |
Tschechische Republik |
- 0,7 |
- 2,7 |
- 5,9 |
Belgien |
- 0,2 |
- 1,2 |
- 6,0 |
Zypern |
+ 3,4 |
+ 0,9 |
- 6,1 |
Slowakei |
- 1,9 |
- 2,3 |
- 6,8 |
Polen |
- 1,9 |
- 3,7 |
- 7,1 |
Frankreich |
- 2,7 |
- 3,3 |
- 7,5 |
Rumänien |
- 2,5 |
- 5,4 |
- 8,3 |
Litauen |
- 1,0 |
- 3,3 |
- 8,9 |
Lettland |
- 0,3 |
- 4,1 |
- 9,0 |
Portugal |
- 2,6 |
- 2,8 |
- 9,4 |
Spanien |
+ 1,9 |
- 4,1 |
- 11,2 |
UK |
- 2,8 |
- 4,9 |
- 11,5 |
Griechenland |
- 5,1 |
- 7,7 |
- 13,6 |
Irland |
+ 0,1 |
- 7,3 |
- 14,3 |
Quelle: Eurostat
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